Das Besondere am englischen Tee

 
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“There are few hours in life more agreeable than the hour dedicated to the ceremony known as afternoon tea.”
Henry James

Wir wissen zwar jetzt, wie man Scones richtig isst, aber auf dem Trockenen wollen wir natürlich nicht dabei sitzen. Wie der englische Rasen, das Bier im Pub und das schwarze Taxi gehört zum richtigen Afternoon tea nicht nur die besagten Scones, sondern auch der klassische englische Tee dazu. Und was gibt es besseres als zu Corona- und Lockdownzeit zu Hause zu sitzen, warten bis alles vorbei ist, Däumchen drehen und dabei einen Tee zu trinken? Wenn schon dennschon, dann aber selbstverständlich richtig und Queen-Like. 

Ihr fragt euch bestimmt schon, ob wirklich das Thema Tee einen ganzen Blog Post verdient, aber Tee ist nicht gleich Tee und der englische Tee ist auch nicht einfach nur ein Getränk aus paar getrockneten Blättern mit etwas heißem Wasser, tatsächlich ist die Geschichte viel spannender.  

2016 lag England mit einem jährlichen Konsum von 1,94 Kg Tee pro Kopf weltweit auf Platz 3. Nicht einmal die Nordfriesen trinken soviel Tee. Der five o’clock Tee wird oftmals am Nachmittag als kleiner Snack für Zwischendurch, wenn der erste kleine Hunger sich bemerkbar macht in einer schönen Atmosphäre, mit Freunden und Leckereien zelebriert und nach bestimmten Regeln serviert, aber dazu später mehr.


Geschichte

Katharina von Braganza, die Infantin von Portugal brachte das Ritual des Teetrinkens Mitte des 17. Jahrhundert nach England, nachdem sie beim damaligen König von England „Karls II” nach einer Tasse Tee bat und sie folgende Antwort erhielt:
“We don’t drink tea in England. But maybe some ale will do?”
„In England trinken wir keinen Tee. Vielleicht reicht ein Bier?“

Da die Dame gegen sechzehn Uhr aber hungrig war und nicht auf ihren Tee verzichten wollte, wurden nicht nur Kuchen, Sandwiches und Scones serviert, sondern auch irgendwann dann Tee welcher aus China nach England gebracht wurde.

Um 1700 wurde in den rund 500 Kaffeehäusern in England nicht nur Kaffee sondern dann auch Tee serviert. Frauen hatten damals keinen Zutritt zu den Häusern, es war nur eine Location und ein Treffpunkt für die Männer. 1750 eröffneten die ersten Teegärten, welche Tee im Freien für wohlhabende Frauen angeboten haben.
Tee war zu der damaligen Zeit sehr teuer und somit wurde in der Mittelschicht oder der Arbeiterschicht nur Kaffee getrunken. Dieser war deutlich günstiger. Erst nachdem 1783 die Teesteuer gesenkt wurde, konnten sich alle Tee leisten und der Import boomte nur, sodass enorme Mengen aus China, später Indien und Sri Lanka nach England importiert wurden.


Unterschied der Tees

Aber wann trinke ich nun welchen Tee und was genau sind die Unterschiede zwischen English Breakfast Tea, Afternoon Tea und High Tea? Gibt es da vielleicht noch mehr Tees?
Fangen wir mit dem morgendlichen „English Breakfast Tea“ an.

Die traditionelle und bekannte Tasse Tee am Frühstückstisch besteht aus einer Mischung aus schwarzem Tee welcher aus Indien, Sri Lanka und Kenya stammt. Er wird als harmonisch, reichhaltig, vollmundig und kräftig beschrieben. Kombiniert man diesen mit Milch und Zucker, entwickelt sich eine Aromamischung, welche nach Toast und Honig riecht. Und das klingt doch eindeutig nach englischen Frühstück. Meist wird hier auch tatsächlich nur eine Tasse „English Breakfast Tea“ getrunken, nicht mehr.

Der „Afternoon Tea“ ist von der Teezubereitung nicht anders als der Breakfast Tea, jedoch wird er halt zwischen sechzehn und siebzehn Uhr serviert und mehr zelebriert als nur fix verzehrt. Dazu dürfen dann natürlich nicht einige kleine Leckereien fehlen, welchen den Nachmittagshunger stillen. Das drei-Gang Sweety-Menü, bestehend aus verschiedenen Sandwiches, unteranderem eins mit dünngeschnittenen Gurken, gefolgt von Scones mit clotted cream und der Erdbeermarmelade (schau hier gerne bei meinem vorherigen Blog vorbei) und abschließend einige Kekse, süße Kuchen oder Gebäckarten gehören auf den Nachmittagstisch. Alles Mundgerecht geschnitten und ohne jegliche Hilfe an Besteck nötig.

Der Unterschied zwischen dem Afternoon Tea und dem High Tea ist die Art wie und wann man den Tee zu sich nimmt. Der Afternoon Tea, auch Low Tea genannt, war immer für die wohlhabende Bevölkerung, welche auf bequemen Sesseln, an niedrigen Tischen, in schicker Kleidung und feiner Gesellschaft gefeiert wurde. Der High Tea war früher für die Arbeitergesellschaft und hier eher als Abendessen gesehen, als ein Zwischendurch-Essen. Die Arbeiter konnten erst nach ihrer Arbeit eine Tasse guten und kräftigen Tee genießen und da dies bereits am Abend war und sie oft hungrig von der Arbeit kamen, wurde dazu deftiges Essen serviert.
Der Name High Tea ist somit genau das Gegenteil vom Afternoon / Low Tea. Man sagt, dass dieser eher an Hochtischen oder auf Hochstühlen zu sich genommen und weniger schick, elegant und bequem auf niedrigen Sesseln oder Couch zelebriert wurde.  

Der Cream Tea wird sowie der Afternoon Tee serviert, jedoch erhält der Genießer “nur” einen Scone als Nachmittagssnack, im Gegensatz zum 3-Gang-Menü beim Afternoon Tea.

Der Tee, welchen ich bevorzuge, ist der Royal Tea. War ja klar, wird sich wieder der ein oder andere nun denken, denn dieser wird zusätzlich mit einem Glas Champagner serviert. Stößchen.


MIF (Milk in first) oder TIF (TeA in first)?

Mein Lieblingsthema ist hier wieder die Debatte was kommt zu erst in den Tee. Erst Milch oder erst Tee? Schon bei den Scones war dies eine große Frage und ein wichtiges Thema, aber selbstverständlich richten wir uns hier nach der Queen und folgen ihrer Tradition. Die königliche Familie sagt, dass Tee eine Sache der Klasse ist und die „richtige“ Art das Nationalgetränk zu brauen ganz klar „TIF“ ist. Tee wird somit zuerst eingeschenkt und auf keinen Fall „MIF“.

Wie bei vielen Geschichten aus England, entstand die MIF und TIF Debatte durch den Status der damaligen Gesellschaft. Hier war die Frage, wer konnte sich was bzw. welches Porzellan leisten?
Das teurere, qualitativ hochwertigere “Knochenporzellan” wurde so geschmiedet, dass es unter der intensiven Hitze von abgekochtem Wasser nicht zerbrach. Perfekt also um die TIF Prozedur zu gießen.
Diejenigen, die sich solches Porzellan nicht leisten konnten, mussten zuerst die Milch hineinschütten, damit ihr billiges Geschirr nicht zerbrach. Die kalte Milch hatte die Tasse geschützt und das heiße Wasser gleich abgekühlt.

Heutzutage streiten sich die Wissenschaftler um das Thema, denn diese sagen, wer die Milch in das heiße Getränk gießt, bewirkt, dass die Struktur der Milch verloren geht und verklumpt. Dies beeinträchtigt dann den Geschmack und macht den schönen Tee zu einer ungenießbarer “Plörre”.

Ich gebe zu, dass ich ein ganz großer Tee Trinker bin. Ich trinke morgens immer erst eine Tasse Tee, bevor ich aus dem Haus gehe oder meine Tagesaufgaben erledige. Auch an kalten Tagen greife ich immer lieber zu einer Tasse Tee als zu einem Kaffee, aber ich bin hier ganz ehrlich, Tee mit Milch, egal wie herum, kommt für mich nicht in Frage. Da greife ich lieber zum Rum und gieße diesen in meiner Tasse Tee.
Afternoon Tea a la Queen Olivia.

Cheers darling.