Auswandern und alles hinter sich lassen

 
Auswandern, Land, Sprache, London, England
 

Auswandern und alles hinter sich lassen. Mit Sack und Pack in ein fernes und fremdes Land gehen. Diese Vorstellung ist so beängstigend und aufregend zugleich, dass man den verrückten Augenblick kaum erwarten kann. Ein neues Leben, eine andere Stadt, eine fremde Sprache, eine unbekannte Kultur und überall verrückt viele Menschen, erzeugen ein Kribbeln unter der Haut welches man bisher noch nie verspürt hat. Die Herausforderung möchte man unbedingt annehmen und gut meistern. Man fühlt sich frisch, bereit neu zu starten und dem Kribbeln freien Lauf zulassen. Man fühlt sich unabhängig und stark.

Ein neues Ziel im Leben hat sich ergeben, welches man erreichen möchte. Ein Ziel, welches einen im Leben weiterbringt und welches man für eine gewisse Zeit verfolgen möchte.

Doch vergeht der erste Sonnenstrahl, mag man sich verloren und vergessen fühlen in der großen und weiten Welt. Das ist der Moment in dem man tatsächlich das erste Mal stark sein muss, unabhängig agiert und herausgefordert wird.

Regelmäßige Telefonate, Nachrichten, Videotelefonie und Bilder über soziale Netzwerke bringen ein wenig Ruhe und Heimat in das verrückte und aufregende Leben. Man versucht sich alles in der kurzen Zeit zu erzählen und sich mit allen auf den neusten Stand zu bringen. Aber jedes Wort, jeder Ton kann am Ende eine Umarmung oder Berührung nicht ersetzen. Man vermisst die Nähe, Wärme und Geborgenheit. Man vermisst zuhause. Nach all den Telefonaten oder Nachrichten kehrt man zurück zum Alltäglichen. Jeder geht zu dem zurück bei dem er vorher war und man ist wieder auf sich alleine gestellt ohne die anderen.

Keiner hat je gesagt eine Veränderung ist einfach, aber keiner hat je gesagt wie schwer eine Veränderung sein kann.

An manchen Tagen sitzt man zusammengebrochen auf dem Bett und wünscht sich alles stehen und liegen zu lassen. Es wird einem alles zu viel, zu laut und manchmal auch zu leise. Man wünscht sich den nächsten Flieger nach Hause zu nehmen, seine Familie zu umarmen, mit seiner Schwester Kaffee trinken zu gehen. Man denkt sich wie schön es wäre mit dem Bruder jetzt durch die Stadt zu bummeln oder mit dem Papa einfach zusammen zu sitzen und essen zu gehen. Man wünscht sich den Moment wo man da wäre. Es gibt Tage wo man nach Hause kommt und feststellt auf welchen Feiern, Bildern und Familiensituationen man nicht dabei ist, weil man woanders das Leben genießt und neue Orte erkundet. Dann kommt man zu der Erkenntnis und dem Ursprung wieder zurück, dass man hier ist um stärker zu werden, um zu wachsen und um glücklich zu sein. Man macht die Erfahrung, dass jemand zu Hause immer auf einen wartet und einen nicht vergessen wird.

All diese Momente sind hart und man vermisst zuhause mehr als alles andere auf der Welt, aber man darf nicht vergessen, dass auch das Zuhause einen vermisst und man nie allein zurückbleibt.

 
 
Olivia Malchow4 Comments