Cream first oder Jam first?

 
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Während bei uns Kaffee und Kuchen mit Klatsch und Tratsch gehalten wird, isst unsere Queen Elizabeth lauwarme Scones mit Marmelade, insbesondere Erdbeerkonfitüre, und Clotted Cream in London. Wenn man etwas „very british“ essen möchte, dann geht kein Weg an diesen Leckereien vorbei.

Auch ich habe diese bereits probieren und schlemmen dürfen und finde, dass sie zu jedem englischen Nachmittag dazugehören. Einfach nur köstlich.

Doch so sehr sich das nach einem super leckeren und perfekten Nachmittag anhört, so einfach und entspannend ist das nicht, denn es gibt große Unterschiede, richtige Reihenfolgen zu beachten und strenge Blicke aus dem Königshaus.


Was, Wie und Wo sind Scones?

Nur sieben simple Zutaten benötigt der Konditor aus dem Buckingham Palast um königliche Scones zu zaubern. Aus Mehl, Backpulver, kalter Butter, Zucker, Eier und Buttermilch wird das weiche, goldbraune und krustenlose Gebäck hergestellt. Es ähnelt einem neutralen, kleinerem, runden Milchbrötchen oder Muffin welcher nicht zu flach sein sollten.

Ursprünglich sollen die Köstlichkeiten aus Schottland kommen. Dort wurden diese schon bereits im Jahre 1500 verdrückt worden sein, aber aus Hafer und in der Pfanne hergestellt. Aus dem Grund waren sie damals viel flacher und größer als heute und ähnelten eher einem Pfannkuchen als einem Muffin. Erst viele Jahre später, um 1840, wurden die Scones nach England gebracht und dank Lady Anna Maria Stanhope (Herzogin von Bedford) als ein unverzichtbaren Bestandteil in der englischen Küche gesehen.
Es heißt, dass Lady Anna Maria Stanhope zwischen Mittag- und Abendessen meist einen ziemlichen Hunger verspürte, sodass sie auf die Idee kam sich Tee mit Gebäck und Butter servieren zu lassen. Es wurde mehr und mehr zu Ihrer Lieblingsbeschäftigung und somit teilte sie das Vergnügen mit ihren Freunden, bis irgendwann der “Afternoon Tea”, das Social Event schlechthin wurde.

Ab 1880 machten sich die Damen der Gesellschaft ganz besonders schick, um Tee und Scones zwischen vier und fünf Uhr am Nachmittag zu genießen. 


Was, Wie und Wo ist Clotted Cream?

Es ist gar nicht so einfach den Geschmack und die Konsistenz von Clotted Cream zu beschreiben, denn ich finde es schmeckt ein wenig wie buttriger Frischkäse und Mascarpone mit einer leichten knusprigen Oberfläche. Also irgendwie super seltsam und kaum vorstellbar, dass es lecker ist. Aber lasst euch gesagt sein, probiert es, Ihr werdet es nicht bereuen.

Die Cream wird aus Milch hergestellt, in einer flachen Pfanne erhitzt und dann für einige Stunden einfach stehen gelassen. Somit sammelt sich ein Rahm an der Oberfläche und kleine Klümpchen, die “clots”.

Weil die Clotted Cream ihren Ursprung sowohl aus der englischen Grafschaft Devon als auch aus Cornwall hat, gibt es zwei unterschiedliche Namen “Devon Cream Tea” und “Cornish Cream Tea” und somit auch zwei unterschiedliche Varianten die Nachmittags Scones zu genießen.


Cream first oder jam first? Was kommt nun zuerst? 

Als aller erstes sollte man definitiv nicht versuchen kleine Stücke vom Scone abzubrechen, so wie man es eventuell bei einem Muffin oder Croissant machen würde. Dies ergibt nur eine Schweinerei und eine nicht essbare Krümelkatastrophe.
Der leckere noch warme Scone wird nur mit einem Messer in der Mitte durchgeschnitten und dann beschmiert.

Wir Deutschen würden intuitiv erst die Cream auf den Scone schmieren und dann die Marmelade, sprich wie Butterersatz unter der Marmelade. Falsch ist es nicht, aber es kommt darauf an, wo du diese Variante isst.

In der Gegend von Devon wird am Nachmittag der “Devon Cream Tea” zu sich genommen und das heißt „cream first“ und dann Marmelade, doch der “Cornish Cream Tea” in Cornwall besagt, dass die Tradition „jam first“ und dann clotted cream ist.

Die „jam first“ Genießer erklären diese Reihenfolge nachvollziehbar damit, dass der Scone noch heiß ist, wenn man ihn frisch aus dem Ofen holt und deshalb die Cream zerlaufen würde, würde man es zuerst drüber streichen. Streicht man aber erst die kalte Erdbeerkonfitüre und dann die Cream, kann nichts passieren. 

Diese Methode hat sich auch in London durchgesetzt, was auch erklären würde weshalb alle im Buckingham Palast „jam first“ befürworten. Unser Queen Elizabeth streicht höchstpersönliche ihre Scones erst mit Marmelade und krönt diese dann mit einem Klecks Clotted Cream obendrauf.

  

Egal wie ihr die Köstlichkeiten verdrückt, jeder Biss ist es wert und ihr solltet bei eurem nächsten London Besuch einen „very british“ Nachmittag inklusive Scones und einer klassischen Tasse English Tea mit einplanen. Was am English Tea „very british“ ist, gibt es beim nächsten mal zu lesen.

Falls Ihr nicht so lange warten möchtet, gibt es viele Rezepte online zum Nachbacken. Have fun and enjoy.