Hallo Mini-Me

 
Hallo Mini Me
 

Es war hier einige Wochen auf meinem Blog ruhig und das hatte auch einen ganz bestimmten und aufregenden Grund.
Wir erwarten unser erstes Baby. Eine kleine Dame ist auf dem Weg in unser Leben und diese braucht etwas mehr Aufmerksamkeit, als alles andere momentan.

Eines Tages ein Mini-Me im Arm zu halten war für uns immer klar, aber wie das im heutigen Leben nun mal ist, erst Beruf, Karriere, Ausland, Erfahrungen und Abendteuer und wenn man sich dann doch dafür entscheidet, dann klappt nicht alles gleich auf Anhieb oder hier und jetzt. Somit war der positive „Do it yourself – Schwangerschaftstest“ eine große Überraschung inklusive viel Freude, Glücksgefühlen, Aufregung und anschließend einem riesengroßen Fragezeichen!
Schwanger in London? Und jetzt? Wohin? Einen Frauenarzt habe ich hier nicht! Was muss ich tun, wo muss ich anrufen? Wie läuft das zur Zeiten einer Ausnahmesituation, wie Corona?
Google, please help!

Ich musste wirklich erst einmal einige Seiten aufrufen und durchlesen, um zu wissen, was meine nächsten Schritte sein könnten. In Deutschland wüsste ich natürlich was ich zutun habe und wo ich hingehen müsste, aber in London ist das ja nun etwas anders. Hier also meine Achterbahnfahrt der Gefühle und Erfahrungen bislang...

Was kommt zu erst

Da es keinen Frauenarzt in London gibt, so wie wir es aus Deutschland kennen, ist die erste Anlaufstelle der Hausarzt (General Practitioner - GP). Aufgrund von Corona finden kaum persönliche Termine statt, was für mich hieß, anrufen und Bescheid geben: „Huhu. Hallo, ich glaube da wächst etwas in mir! Ich habe da einen positiven Schwangerschaftstest vorliegen! Help!“

Der GP notierte sich einige Daten und Informationen und dann hieß es auch nur noch, dass er alles weiterleiten wird und ich auf einen Anruf warten soll. “Wie? Kein gucken, ob da was ist?”
Nein, vorerst gibt es keine Untersuchung und ärztliche Bestätigung der Schwangerschaft! Der Drogeriemarkt Schwangerschaftstest muss somit vorerst reichen und als vertrauenswürdig angesehen werden.

Na super, dass ist ja genau das Richtige für mich, dachte ich mir!
Ich habe somit vorsichtshalber noch einen Test zu Hause gemacht, falls ich dann doch die Zeichen falsch interpretiert habe oder in England das
(+) = negativ und ein (-) = positiv bedeutet. Kann ja sein, schließlich fahren sie ja auch auf der anderen Seite. Alles vielleicht anderes rum.

krankenhaus

So wie man einen GP in seinem Wohnumkreis hat, gilt dies auch für das Krankenhaus. Ich hätte sowohl in das „University College London Hospital (UCLH)“ als auch in das „The Whittington Hospital“ gehen können, da beide in unserem Umkreis liegen. Ich habe mich für das Zweite entschieden, da es eine eigene Geburtsstation hat, es ein wenig kleiner und einladender aussieht und dort derzeit keine Corona Patienten behandelt werden. Dies gab mir ein besseres Gefühl. Das zuständige und nächstliegende Krankenhaus ist bis zur Geburt meine Anlaufstelle für Ultraschalluntersuchungen und der Ort, wo unsere kleine Dame am Ende unserer ersten Reise auf die Welt kommen wird. Da ist es wichtig aufs Bauch- und Herzgefühl zu hören.

Wie schon zuvor erwähnt, informiert der GP das zuständige und nächstliegende Krankenhaus oder es gibt die Möglichkeit sich auch selbst im Krankenhaus zu melden und online eine „Selbstüberweisung“ auszufüllen. Das Krankenhaus meldet sich innerhalb der ersten 14 Tagen bei einem, um einen gemeinsamen ersten Termin für die Ultraschalluntersuchung auszumachen.

untersuchungen

Wenn nach ca. 14 Tagen der langersehnte Anruf vom Krankenhaus kommt, dann bitte nicht zu viel erwarten. Hier wird zunächst ein Termin für die erste Ultraschalluntersuchung vereinbart, welcher nicht vor der 12. Schwangerschaftswoche stattfinden wird. Hier vertraut man weiterhin voll und ganz auf den „Do it yourself – Schwangerschaftstest“. Zusätzlich ist man hier der Meinung, dass es keinen Sinn macht vorher einen Termin auszumachen, da...

A.    Man eh kaum etwas auf dem Bildschirm in den ersten Wochen sieht.
B.    Ruhe und positive Einstellung das Beste für die ersten drei Monate und
die Entwicklung sind.
C.     Wenn etwas schief läuft, wird man es schon früh genug merken und
dann kann immer noch gehandelt und untersucht werden. Das ständige
Kontrollieren verhindert oder verursacht nicht mehr oder weniger ein
Problem in der ersten kritischen Phase.

Also heißt es in den ersten Wochen warten und Tee trinken. Geduldig sein und nicht verrückt werden, durchdrehen, in Panik verfallen oder jedes kleinste Wehwehchen seltsam finden.

Ja super, immer positiv bleiben! Ahhh...
Diese Wochen waren für mich zu Beginn sehr schwer und nicht weil ich mich unwohl gefühlt habe, mir sehr schlecht war oder ich an Appetitlosigkeit litt, nein, dies kein bisschen. Ich muss leider zugeben, dass ich der ungeduldigste Mensch auf Erden bin und warten nicht zu meinen Stärken gehört. In die Luft gucken und Däumchen drehen, bis man von einem Doktor zu hören bekommt: „Ja, ich sehe da etwas. Ja, sie sind Schwanger, Ja alles ist gut!“
Das kann wirklich gefühlt Jahre dauern.
Aber auch wenn es einem schwer fällt, die ersten Wochen positiv und hoffentlich wie im Fluge vorbeiziehen zu lassen und das auch noch aufgrund vom Corona-Lockdown in den eigenen vier Wänden zu verbringen, kann ich jetzt sagen, dass es das Beste für mich war. Meiner Meinung nach gilt, umso mehr Untersuchungen und Check-ups man erhält, umso mehr Gedanken, Sorgen und „Was ist wenn – Gedanken“ können auftauchen. Daher war und ist meine Devise, weniger ist mehr und höre auf die Zeichen deines Körpers!

Durch die Corona Situation musste ich leider zu meinen Untersuchungen immer alleine gehen und durfte nicht von meinem Mann begleitet werden.
Bei der ersten Untersuchung im Krankenhaus werden alle wichtigen Kriterien geprüft. Das Baby wird komplett untersucht, inklusive einem Check des Herzschlags, Gehirns, Blutfluss, Bewegungen, Größe und auch hier bereits der Nackenfalte. Um letzteres noch genauer zu überprüfen, konnte man freiwillig, aber auch über die NHS abgedeckt, über einen Bluttest gleich mit kontrollieren lassen, was mir gleich ein Stück mehr Sicherheit gegeben hat. Zusätzlich wird das eigene Körpergewicht gemessen, eine Urin- und Blutprobe entnommen und der Blutdruck gemessen. Nach dem langersehntem Warten und vielen Tee trinken bekommt man also wenigstens ganz schön viele nützliche Informationen plus man hält sein erstes Ultraschallbild von dem Mini-Me in den Händen.
„Hallo, du da!“

Nach dem ersten Ultraschallscan in der 12. SSW erfolgt ein weiterer und letzter Scan um die 20. SSW im Krankenhaus. Auch diese Untersuchung ist ein großer Check-up. Hier wird die Entwicklung des Babys untersucht, ob es alle Fingerchen hat, nach allen Organen und Anomalien geschaut, wie einer Hasenscharte oder einem offenen Rücken und wenn man Glück hat und es wissen möchte, wird einem auch das Geschlecht des Babys verraten.

Auch hier gilt, wenn die Hebamme im Krankenhaus irgendetwas entdeckt, was einen zusätzlichen Scan oder Untersuchung benötigt, wird jederzeit ein weiterer Termin genehmigt und vereinbart. Nur weil es in den Verordnungen der NHS steht, dass es nur zwei Untersuchungen im Krankenhaus gibt, heißt es nicht, dass man keine weiteren bekommt.

hebamme

Eine Hebamme hier in London zu finden, war das Einfachste meiner bisherigen Schwangerschaftsreise, denn diese wird einem vom Krankenhaus zugewiesen.   

Dies fand ich super praktisch, weil es mir viel Arbeit und Suche abgenommen hat. Ich hatte von Beginn an eine direkte Kontakt- und Ansprechperson erhalten, welche von Beginn bis zum Ende an meiner Seite sein wird und nicht nur den Frauenarzt, sondern auch jeden anderen Arzt in der Zeit ersetzt. Wie praktisch nicht hunderte von Hebammen hinterherzulaufen, hoffen, dass man jemanden erreicht, sowie dass sie Zeit hat. All die Anrufe und Bitten, dass sie einen übernimmt und betreut, entfielen somit. Easy peasy.

Bei dem ersten Termin mit meiner Hebamme Maria haben wir hunderte Punkte, Daten und Fakten zu einem selber, zur Familie und Vorerkrankungen durchgesprochen. Sie hat mir alles nochmal ganz genau erklärt, worauf man achten muss in der Schwangerschaft und ganz besonders in den ersten kritischen drei Monaten. Sie beantwortete alle Fragen, welche ich zu Beginn bereits hatte und gab mir noch alle wichtigen Kontaktdaten und zusätzliche Notruftelefonnummern weiter. Maria ist eine jahrelang erfahrene Hebamme und ich muss sagen dass Sie wirklich klasse ist. Ich habe großes Glück, dass Wir oder besser gesagt, Sie mich gefunden hat.

Hiernach habe ich sie alle 8 Wochen gesehen und gesprochen. Auch hier war es neu für mich, dass man sich in einem Children Center trifft, wo ein Raum in ein Untersuchungsraum umgestaltet wurde. Dies kann aber von Hebamme zu Hebamme unterschiedlich sein und die Termine werden nicht zwingend bei einem zuHause oder im Krankenhaus vereinbart.
Die Hebamme prüft, aber auf jeden Fall und egal wo, den Herzschlag des Kindes, misst die Bauchgröße mit einem einfachen Maßband und entnimmt eine kleine Urinprobe. Die gemessene Bauchgröße entspricht ungefähr die Größe des Kindes. Somit wissen wir immer, dass unsere kleine Dame sich prächtig entwickelt und immer größer wird. Vielleicht alles etwas old school, ohne hightech und ungenau, aber so wurden Schwangere und Baby schon vor vielen Jahren untersucht. Wieso nicht auch in London im 21. Jahrhundert?

mutterpass

Vieles ist definitiv anders in England als in Deutschland, aber was ganz anders aussieht, ist der Mutterpass. DIN A4 Heft mit hunderten von Seiten, sagt doch schon alles oder? Aber hier muss man sagen, dass in diesem Heft alles, wirklich alles drin steht. Jegliche Informationen zu den letzten Untersuchungen, Daten über die Mutter und die Schwangerschaft, wichtige Kontakte von der Hebamme und dem Krankenhaus und alle Untersuchungsergebnisse, welche die Hebamme nach jedem Termin reinschreibt. Was hat sie gemacht, gesehen, gesagt und darf das nächste Mal nicht vergessen. Es ist ein Dokument, eine Akte oder Zusammenfassung von allem an einem Ort. Auch hier irgendwie old school, wenig digital, aber doch schon wieder super nice. Selbstverständlich ist es etwas lästig das große Teil immer mitzuschleppen, aber dafür habe ich wirklich jede kleinste Information jederzeit bei mir.

 

Dies soweit bis zu meiner 25. SSW. Alles Weitere beim nächsten Mal!

 

Bitte beachtet, dass ich hier meine Erfahrung und Betreuung ausschließlich von der NHS beschreibe. Selbstverständlich kann man alles, von Hebamme über Krankenhaus, als auch alle Ultraschalluntersuchungen privat machen und bezahlen. Da es mir von Beginn an in der Schwangerschaft sehr gut ging, habe ich für mich keinen Vorteil einer privaten Begleitung gesehen und es somit gleich ausgeschlossen. Umso weniger ich Ärzte und Krankenhäuser sehen muss, umso besser geht es mir und auch meinem Baby, somit ist die minimalistische englische Untersuchungsbetreuung für mich genau das Richtige. Nichtsdestotrotz kann ich jederzeit auf zusätzliche oder auch private Unterstützung zurückgreifen, wenn mir danach ist oder es nötig wäre.